Was Länderentscheidungen bewirken
  04.03.2021 •     NTV News , Formationen , Corona


Zur Situation des Formationssports im NTV

Ein Meinungsbild von Martina Lotsch

 

In Deutschland ist der Föderalismus grundlegender Teil des politischen Systems. Und so hieß es wohl noch nie so häufig wie seit der Corona-Zeit: „Das entscheidet die Landesregierung!“ Was in einem Bundesland erlaubt ist, ist in einem anderen verboten. So ist auch das Mannschaftstraining derzeit in Niedersachsen untersagt. Eigentlich. Denn während die Teams der 1. Bundesliga im Tanzsport Zwangspause haben, befinden sich Fußballmannschaften, wie Erstligist VfL Wolfsburg, im Trainings- und Wettkampfbetrieb. Weil es sich um Berufssportler handelt. Die sich doch aber genauso gegenseitig anstecken können, wie Amateure. Aber lassen wir den ewigen Vergleich zwischen Tanzsport und Fußball. Auch, weil der Mannschaftstanzsport in Niedersachsen erfolgreicher ist.

Das Formationstanzen hat in Niedersachsen eine große Bedeutung. Während unsere Erstligisten auf die Deutsche Miesterschaft im November hoffen können, ist für alle anderen Teams die Saison gelaufen, bevor sie begann. Das trifft nicht nur die Motivation der Mitglieder hart, sondern stellt sich auch in der wichtigen Nachwuchsgewinnung als besondere Herausforderung dar. Onlinemeetings als Technik- oder Fitnesstraining sind wichtig, fördern aber das Wir-Gefühl nur bedingt. Und eben dieser Zusammenhalt ist der Schlüssel zum Erfolg einer Mannschaft. Vom eigentlichen Training der Choreografie ganz zu schweigen.

Apropos Erfolg. Niedersachsen ist die Heimat von fünf Erstligisten, darunter der amtierende Deutsche Meister und der 11-malige Weltmeister. Die diesjährige Weltmeisterschaft der Standardformationen findet im niedersächsischen Braunschweig statt. Das alles sollte doch Grund genug sein, das Training für besagte Teams freizugeben. Schließlich können diese eine sogenannte Hygienegemeinschaft bilden. Doch alle Versuche von NTV Präsidium und Landessportbund schlugen fehl, denn „das entscheidet die Landesregierung!“ Und der sind offensichtlich die daraus resultierenden Konsequenzen nicht bewusst. Während der Teamsport hierzulande verboten ist, können Formationen in anderen Bundesländern trainieren. Dort funktioniert das mit der Hygienegemeinschaft also. Diesen fleißigen Teams ist absolut kein Vorwurf zu machen, denn sie verhalten sich völlig regelkonform. Wir werden ihnen aber bei der Deutschen Meisterschaft dabei zuschauen können, wie sie eindrucksvoll allen nicht-trainierenden Mannschaften davon tanzen. Denn eines ist klar: Sobald unsere Landesregierung entscheidet, den Mannschaftssport wieder freizugeben, werden unsere Teams zwar alles daran setzen, so schnell wie möglich turnierfähig zu werden. Ein mehrmonatiger Rückstand ist doch aber nicht mal eben aufzuholen. Schließlich geht es um Amateure, die nicht in Vollzeit tanzen. Sonst wären sie ja auch Berufssportler, wie die niedersächsichen Fußballer. Nur dann wären sie eben nicht so erfolgreich, denn die Titelträger gehören ja zum Tanzsport. Aber das scheint bei all den derzeitigen Regeln völlig egal zu sein. Egal ist es nur leider unseren Mannschaften nicht, denn der Föderalismus kostet sie Kraft, Motivation und Perspektive. Und wenn es ganz schlecht läuft, am Ende sogar noch Erfolg...