JMC Jugendformation MONUMENTOS tanzt auf internationaler Bühne
  28.09.2022 •     JMC


…und endlich wurde der Traum wahr!

Nachdem die JMC Jugendformation „Monumentos“ von der TSA des TC Schöningen im Juni die überraschende Nachricht der Nominierung für die IDO-Europameisterschaften im nordmazedonischen Skopje erhielt, alle Vorbereitungen und Planungen auf Hochtouren liefen, war es nun endlich soweit. Erstmals in ihrer Geschichte durften die jungen Tänzerinnen um Mandy Illing und Sabrina Ohnesorge vergangene Woche internationale Fläche betreten.

Zuvor stand für die Gruppe des TC Schöningen aber noch ein anderes Highlight im Kalender. Am 02.09.2022 wurden die Mädchen im Helmstedter Juleum zum Jugendteam des Jahres des KSB Helmstedt gewählt. „Ohne die zahlreichen Klicks der Leser der Braunschweiger Zeitung wäre auch dieser Erfolg für uns unerreichbar geblieben. Umso stolzer waren wir, auch diesen Pokal am Ende des Tages in den Händen halten zu dürfen“, berichtet Teamkapitänin Lea-Sophie Winter.

Mit diesem Stolz im Gepäck ging es am 06.09.2022 endlich los.

Pünktlich um 23:45 Uhr traf sich die Reisegruppe am Schützenplatz, um mit vier Vereinsbussen den Weg zum Hamburger Flughafen antreten zu können. Michaela Schulze, Abteilungsleiterin der TSA des TC Schöningen, begleitete die Reisegruppe nach Skopje/Nordmazedonien. Insgesamt 36 Personen, davon 16 Tänzerinnen, zählte die große Gruppe, welche sich in Skopje noch um fünf weitere Unterstützer vergrößern sollte. „Es ist schon eine ziemliche Herausforderung, so viele Menschen im Blick zu halten, zumal es für fast alle die allererste Teilnahme an einem internationalen Turnier ist“, erzählt Trainerin Mandy Illing und Sabrina Ohnesorge ergänzt: „Allein die Tatsache, dass wir dorthin fliegen, ist immens. Es ist doch immer einfacher, mit Bussen zu fahren, da ist man unabhängiger. Aber hier zählt die Planung bis ins kleinste Detail, um alle Flieger erreichen zu können.“

Nachdem alles Gepäck in den Fahrzeugen verstaut war, alle Mitreisenden einen Platz gefunden hatten, rollten die Fahrzeuge vom Parkplatz. Ohne Komplikationen oder Verzögerungen kam die Gruppe pünktlich am Terminal 2 des Hamburger Airports an. Nach der erfolgreichen Sicherheitskontrolle hatte die Reisegruppe noch etwas Zeit bis der Flieger Richtung Nordmazedonien abheben sollte. „Einige Mädels schliefen, einige liefen mit ihren Eltern durch die Shops oder erzählten sich den neusten Klatsch und Tratsch“, erinnert sich Tänzerin Alea Meyer und fährt fort: „Und ein paar Mädels von uns sind noch nie geflogen! Die waren natürlich sehr aufgeregt, aber dank unserer Unterstützung gelang es uns, sie recht gut beruhigen zu können.“ Dann endlich hieß es „Boarding“. Die Reisegruppe, in ihren neuen leuchtenden roten Trainingsanzügen (gesponsort von Jaggi Holzbau), fiel schon deutlich auf: „Wir wurden mehrfach angesprochen und gefragt, welchen Sport wir machen würden“, erzählt Tänzerin Nerea Hinz.

Nach einem Zwischenstopp in Wien landete die Delegation pünktlich gegen 11:30 Uhr am Skopje International Airport. Ein besonderes Highlight waren noch die guten Wünsche der Bordcrew per Lautsprecheransage im Flieger von Wien nach Skopje. Die Maschine war fast ausschließlich mit Teilnehmern der IDO European Championships besetzt. Viele deutsche Starter, aber z.B. auch das schwedische Team, flogen gemeinsam die letzten Kilometer bis zu ihrem Zielort.

Vor dem Flughafen warteten bereits die vier Shuttle-Busse, die unsere Hauptorganisatoren, Maren und Leonie Franetzki (Mutter und Schwester der Tänzerin Merle Franetzki) von Deutschland aus über das Hotel gebucht hatten. Überrascht von der wunderschönen Landschaft der nordmazedonischen Hauptstadt wurde die Delegation nach ca 30 Min. Fahrt sicher zum „Hotel Arka“, der Unterkunft der nächsten Tage, chauffiert. Alle bezogen ihre schönen Zimmer, zogen sich luftige Kleidung an, trugen den wichtigen Sonnenschutz auf und machten sich auf den Weg, die beeindruckende Stadt etwas kennenzulernen und Snacks sowie Getränke zu besorgen.

Am Abend erfolgte eine letzte Zusammenkunft auf der Dachterrasse mit atemberaubendem Blick über Skopje. Die beiden Trainerinnen Sabrina Ohnesorge und Mandy Illing gaben letzte Instruktionen für den kommenden Tag. Denn dieser Tag würde der wichtigste des Jahres werden!


 

 

Am nächsten Morgen startete die Formation mit einem gemeinsamen Frühstück in den Wettkampftag. Im Anschluss begannen die Mädchen mit dem Styling für den wichtigsten Auftritt ihrer bisherigen Geschichte. Im Konferenzraum des Hotels wurden Spiegel, Glätteisen, Schminke und Haarklemmen ausgepackt. In einer Ecke klebten sich die Mädchen gegenseitig die Wimpern, in der anderes wurden Eyeliner und Rouge aufgetragen, und in wiederum einer weiteren Ecke hatte sich Nadine Cieslik (Friseur Cieslik in Hötensleben) ihr Equipment zurecht gelegt, um wieder eimal die schönsten Frisuren auf die Köpfe der Tänzer zu zaubern: „Ich begleite meine Tochter Chiara und ihre Gruppe seit dem ersten Tag, sowohl hinter den Kulissen als Frisurenmeisterin als auch von den Rängen zum anfeuern. Sie aber heute für die Europameisterschaften zu stylen, ist auch für mich etwas ganz Besonderes!“, erzählt Cieslik.

Gegen 14:00 Uhr verabschiedeten sich dann alle Tänzer von ihren mitgereisten Eltern und machten sich auf den Weg in die Jane Sandanksi Arena, wo die diesjährigen IDO European Championships ausgetragen wurden. Jedoch wurde diese Austragungsstätte erst zwei Tage vor Turnierbeginn durch den Ausrichter neu ausgewählt. Zuvor waren die Wettkämpfe im National Opera & Ballett geplant gewesen, welches aufgrund der Nachwirkungen eines Unwetters nicht betreten werden durfte. „Grundsätzlich sei dies für uns nicht das Problem, aber bei der Buchung unserer Unterkunft haben wir auf kurze Fußstrecken zum Veranstaltungsort geachtet, um z.B. flexibel auf Veränderungen im Zeitplan reagieren zu können. Denn auch dieses ist bei IDO-Turnieren nicht unwahrscheinlich“, berichten Mandy Illing und Sabrina Ohnesorge und ergänzen: „Durch die andere Arena kamen für uns dann Wegstrecken von ca. 45 min zu Fuß auf uns zu, sodass wir ungeplante Mehrkosten für weitere Shuttle auf uns nehmen mussten. Die Mädchen an ihrem Wettkampftag bei über 30 Grad Celsius durch die Mittagssonne laufen zu lassen, war keine Option“.

Am Abend des 08.09.2022 war es dann endlich so weit. Pünktlich um 18:10 Uhr eröffnete der Turnierleiter die erste Runde der Kategorie „Formation Modern & Contemporary Juniors“ mit insgesamt 24 Startern aus den verschiedensten Ländern. Mit dabei waren z.B. Schweden, Slowenien, Slowakei, Türkei und auch ein weiterer Starter aus Deutschland. „Neo“ von der TG Bobstadt ging als amtierender Deutscher Meister mit ins Rennen.

Die Mannschaft wurde die ganze Zeit von deren Teamcaptains Claudia Laser-Hartl und Andreas Schmidt (Team Germany) begleitet und durch das Turnier geführt. Ohne deren jahrelange Erfahrung bei IDO-Turnieren wäre der ein oder andere Starter ziemlich aufgeschmissen gewesen. „Bei solchen Turnieren geht es schon mal drunter und drüber, anders als wir es von den Turnieren in unserem Land kennen. Aber sowas habe ich auch noch nie erlebt“, erzählt Sabrina Ohnesorge schmunzelnd, die als Einzige Erfahrung von mehrfachen internationalen Turnieren mitbringt.

„Monumentos“ durfte als dreizehnte Formation der Vorrunde die internationale Fläche zum ersten Mal betreten. „Die Mädchen absolvierten für uns einen nahezu perfekten Durchgang und wuchsen wieder einmal über sich hinaus“, berichtet das Trainer-Duo unter Tränen des Stolzes.

Bekräftigt wurde dieses durch die lautstarken Jubelschreie von den Tribünen. „Es ist so magisch von der Fläche aus die vielen deutschen Fahnen durch die Lüfte wehen zu sehen“, erzählen die Tänzerinnen weinend nach ihrem souveränen Durchgang.

Direkt im Anschluss der Runde gab der Turnierleiter die zwölf qualifizierten Teams für das Semifinale bekannt. Auch wenn etwas Hoffnung für eine weitere Runde durch das junge Team zog, reichte es dieses Mal leider nicht. Kurz danach erfuhr das Team „Monumentos“ die Platzierung des heutigen Tages. Mit einem wunderbaren, und unerwarteten 17. Platz, beschließen die Schöningerinnen ihre allererste internationale Teilnahme. „Das ist so viel mehr als wir jemals erwartet hätten. Als nachnominiertes Team überhaupt dabei sein zu dürfen, war schon phänomenal und dann nicht als Letztplatzierter aus diesem sehr starken Teilnehmerfeld rauszugehen, ist einfach nur traumhaft. Wir zählen damit zu den siebzehn besten Teams in ganz Europa!“, erläutern die Tänzerinnen Johanna Hartmann und Madlen Traurig.

Der Abend des 08. September endete mit vielen glücklichen Gesichtern und Stolz erfüllten Tänzern, Trainern und Eltern.

 

Die nächsten drei Tage standen ganz im Zeichen der Gemeinschaft. Es wurde gemeinsam gegessen, die Stadt weiter erkundet und vor allem immer wieder die Arena besucht und JMC auf höchstem Niveau begutachtet. Es galt natürlich, die weiteren deutschen Starter in ihren Kategorien lauthals und mit wehenden Fahnen zu unterstützen. Jede Tänzerin hatte so die Möglichkeit, für ihre eigene tänzerische Entwicklung viel durch Beobachtung mitzunehmen.

Schnell vergingen die Stunden vor Ort und bald hieß es schon wieder Koffer packen. Die Teamcaptains und Tänzer vom Team Germany wurden nochmals geherzt und umarmt und dann rollten die Shuttlebusse wieder Richtung Skopje International Airport.

Voller Vorfreude auf zu Hause am Flughafen angekommen kam dann der erste Dämpfer – 2 Stunden Verspätung! Ok, Ruhe bewahren, die Situation akzeptieren und erstmal beim Check-In anstellen. Während die Reisegruppe geduldig in der Schlange allmählich nach vorn zum Check-In Schalter rückte, die nächste Aktualisierung der Abflugzeit – 3 Stunden Verspätung. Die Mundwinkel glitten immer weiter Richtung Fußboden, obwohl zu diesem Zeitpunkt erst die wenigsten ahnten, was kurze Zeit später passieren würde.

Unmittelbar vor dem Check-In von „Monumentos“ und ihren mitgereisten Eltern dann der große Schock: „Flight canceled“ – das Schlimmste was der Reisegruppe hätte passieren können.

Die ersten Tränen der Überforderung, Ungewissheit und Verzweiflung rollten über einige Gesichter. Mandy Illing und Leonie Franetzki begannen sofort, zu organisieren, was zu organisieren möglich war und stellten Pläne für weitere Verfahren zusammen. Die Mädchen bewahrten Ruhe und machten das Beste aus der Situation.

Über mehrere Stunden checkten Mandy und Leonie alles Mögliche, was nur irgendwie ging. Flüge, Busse, Hotels – NICHTS. Die frühestmöglichen Flüge wären für Mittwoch, d. 14.09.2022 buchbar gewesen aber auch nicht für die gesamte Reisegruppe. Und viel schlimmer – bis dahin hätte es auch keine Hotels gegeben. Am späten Samstagabend dann die letzte verbleibende Chance, in den kommenden Stunden zu Hause anzukommen – Mietwagen. Mit der einzigen übrig gebliebenen Portion Glück bekam die Reisegruppe vier Minivans zur Verfügung gestellt. Für knapp 14T Euro wurden die Fahrzeuge schlussendlich angemietet und die Delegation machte sich am späten Samstagabend auf den Weg nach Deutschland. Es wurden genaue Pläne für Pausen und Fahrerwechsel erstellt, woran sich alle hielten. Quer durch Nordmazedonien, über Serbien, Ungarn und Österreich erreichte die Reisegruppe am Sonntagmittag, nachdem sie die ganze Nacht durchgefahren war, die langersehnte deutsche Grenze. Nun galt es, noch die letzten 500 km zu überstehen, bis alle ihre Liebsten Sonntagnacht in Helmstedt wieder in die Arme schließen konnten.

„Wir sind unglaublich stolz und dankbar, was diese Eltern auf sich genommen haben, um diese Mammutreise zu überstehen. Niemand von uns hatte vorher auch nur im Ansatz damit gerechnet, wie diese wunderschöne, erlebnisreiche Reise letztlich enden würde. Aber nicht nur diese phänomenalen Eltern, sondern auch unser überaus loyaler und rückendeckender Verein hat all das möglich machen können. Sofort hat man von Schöningen aus versucht, alles zu machen was nur irgendwie ging. Beispielsweise ist eine kleine Delegation, bestehend aus einer Tänzerin der Abteilung, ihrem Vater, dem Fuhrparkbeauftragten sowie Handballspielern der HG Elm am Sonntagmorgen nach Hamburg gefahren, um die Vereinsfahrzeuge, welche noch auf den gebuchten Parkplätzen standen, abzuholen,“ sagen Sabrina Ohnesorge und Mandy Illing unter Tränen der Rührung. „In den schwersten Zeiten merkten man am deutlichsten, was man aneinander hat“, ergänzen die beiden abschließend.

Nun gilt es, für das Organisationsteam alles kleinschlüssig nachzubereiten.

Doch zunächst freut sich das gesamte Team samt Elternschaft über die Einladung des Vereinsvorstandes am vorletzten Septemberwochenende zu einer gemütlichen Nachfeier. „Wir wollen dort all das Erlebte nochmal Revue passieren lassen und vor allem unsere jungen internationalen Tänzerinnen und ihre Trainerinnen gebührend feiern,“ erläutern Schulze und Gronde die anstehenden Feierlichkeiten.

Text und Fotos: Michaela Schulze (TSA im TC Schöningen v. 1898 e.V.)


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